Alles was Sie für eine Blattschneider Ameisenkolonie benötigen
Blattschneiderameisen sind etwas anspruchsvoller in der Haltung. Sie bilden sehr große Kolonien was den Anspruch in Sachen Platz und Futterbedarf erhöht und benötigen unterschiedliche klimatische Bedingungen innerhalb des Formicariums, um sich erfolgreich entwickeln zu können. Wenn man allerdings auf diese Werte achtet und genug Platz zur Verfügung stellt sind sie auch für Einsteiger geeignet. Besonders schön anzusehen sind lange Ameisenstraßen, auf denen sie Pflanzenteile zu ihrem Pilz tragen. Außerdem halten Blattschneiderameisen keine Winterruhe was sie das ganze Jahr interessant macht. Im Gegensatz zu den Weberameisen, welche nur in Asien, Australien und Afrika vorkommen, gibt es Blattschneiderameisen nur von Nord- bis Südamerika.
Futter für Blattschneiderameisenarten
Blattschneiderarten leben von einem selbstgezogenen Pilz (Leucoagaricus gongylophorus) der von den Arbeiterinnen mit den Blättern und Blüten von Pflanzen sowie Früchten kultiviert wird. Sie stehen mit diesem Pilz in einer sogenannten obligatorischen Symbiose das heißt, weder der Pilz noch die Ameisen sind ohne einander lebensfähig. Um den Pilz zu kultivieren sammeln Blattschneiderameisen Pflanzenteile (bevorzugt Blätter, auch Gräser und selten junge Äste), zerkauen diese und bauen den daraus entstehenden Pflanzenbrei in den Pilz ein, welcher diesem als Nährboden dient. Die Arbeiterinnen ernähren sich fast ausschließlich von dem beim zerkauen entstehenden Pflanzensaft. Nur etwa 5% des Nahrungsbedarfs decken sie mit Pilzteilen. Die Larven hingegen ernähren sich ausschließlich von Teilen des Pilzes.
Futter für Blattschneiderameisen im Formicarium
Erfahrungsgemäß nehmen Blattschneiderarten im Formicarium am liebsten Blätter und Blüten von Rosengewächsen an. Äste mit Blättern können, besonders bei noch kleineren Kolonien, auch gerne in einer kleinen Vase mit Wasser ins Formicarium gestellt werden, um länger frisch zu bleiben.
Mögliche Futterpflanzen sind: Brombeere, Himbeere, Rosen, Buxbaum, Holunder, Linde, wilder Wein, Robinie, Eiche, Ahorn, Traubenkirsche, Weichsel und Weide daneben Äpfel, Orange, Banane oder Weintrauben. Im Notfall gehen auch Haferflocken.
Es ist ratsam Futterblätter vor dem verfüttern mit Wasser zu besprühen, damit von den Arbeiterinnen genug Wasser aufgenommen werden kann.
Die Gabe von Zucker oder Honigwaser ist ebenfalls empfehlenswert.
Atta oder Acromyrmex?
Spätestens wenn Sie nach Angeboten zu unterschiedlichen Blattschneiderkolonien im Internet gesucht haben wird Ihnen auffallen dass es zwei unterschiedliche Gattungen von Blattschneiderarten gibt. Die erste etwas kleiner sind die Acromyrmex Arten und die zweite etwas größere die Atta Arten. Hier die wichtigsten Unterschiede:
Acromyrmex
Acromyrmex ist die kleinere Blattschneiderart aus Südamerika die in freier Natur Blütenpflanzen schneidet. Im Gegensatz zu Atta vollführen sie weite Wanderung zu ihren Erntegebieten und benötigen auch in der Haltung längere Laufwege um sich optimal zu entwickeln. Dies kann zum Beispiel durch ein über Röhren verbundenes ewtas abseits platziertes Futterbecken erreicht werden. Ihre Kolonien können bis zu ca. 20.000 Individuen erreichen und in der Natur nisten sie zum Beispiel unter Steinen oder in hohlen Baumstämmen. Manchmal errichten sie auch Erdnester mit vielen Kammern jedoch nicht so groß wie bei ihren Verwandten Attas. Außerdem bilden sie keine Soldaten aus und die Arbeiterinnen bilden weniger Kasten (weniger unterschiedliche Größen).
Atta
Atta ist eine sehr anpassungsfähige Blattschneiderart die auch mit kühleren Temperaturen gut zurechtkommt. In den städtischen Bereichen Mexicos sind sie mitunter die häufigste vertretene Ameisenart. Attas verarbeiten in freier Natur eine deutlich breitere Masse an Pflanzenteilen. So sind einige Attaarten zum Beispiel auch auf das schneiden von Gräsern spezialisiert was bei Acromyrmex Arten weniger gut angenommen wird. Atta Kolonien erreichen eine Größe von bis zu 5.000 000 bis 8.000 000 Individuen. Dies ist einer der Gründe warum sie in Südamerika eher als Schädlinge gelten als ihre Verwandten die Acromyrmex. Bei Atta Arten ist einer der wichtigsten Faktoren für eine Kaufentscheidung, dass sie sogenannnte Minor-, Media-, und Majorarbeiterinnen (kleinere, mittlere und große), unterteilt in etwa 20 verschiedene Kasten, ausbilden und zusätzlich die bei vielen Haltern beliebten Soldaten.
Allgemein lässt sich sagen, dass Acromyrmex deutlich einfacher zu halten ist als Atta. Sie bilden nicht nur deutlich kleinere Kolonien (weniger Platz- und Futterbedarf) sondern sind auch deutlich widerstandsfähiger und unkomplizierter in der Pflege.
Formicarium für Blattschneiderameisen
Am wichtigsten für Blattschneiderameisen ist eine räumliche Trennung der unterschiedlichen Bereiche, die sie zum effektiven Arbeiten und Überleben benötigen. Kleine Kolonien kann man am Anfang noch in einem einzelnen Becken halten. Ziemlich schnell wird dies allerdings für die weitere Entwicklung der Kolonie hinderlich.
Blattschneiderameisen brauchen ein Becken zum Nisten, welches gleichzeitig als Pilzkammer genutzt wird. Ein zweites Becken nutzen sie als Abfallkammer um tote Tiere, nicht benötigte Pflanzenteile und abgestorbene Pilzreste von der wichtigen Nestkammer fern zu halten. Ein drittes Becken ist für die Futter- und Wassersuche nötig. In einem solchen Formicarium, bestehend aus drei getrennten Becken, kann man Blattschneiderarten etwa 1-2 Jahre aufziehen, bis sie zumindest weitere Kammern für die Erweiterung ihres Pilzes benötigen.
Aufgrund der speziellen Ansprüche an das Klima im Formicarium, empfehlen wir den Einsatz von Technik zur Steuerung der Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Die besten klimatischen Bedingungen für alle Blattschneiderarten sind mehr oder weniger identisch.
Wir empfehlen folgende Werte einzuhalten:
Temperatur: Arena: 21 - 28°C Nestbereich: 24 - 28°C Abfallkammer: 21 - 28°C
Luftfeuchtigkeit: Arena: 40 - 70% Nestbereich: 80 - 90% Abfallkammer: 30 - 40%